Deutsche Highend-Serie - REVIEW STREAMING: „Parallel Me“

19. April 2025

Wunderbare achtteilige Highendserie über eine junge Frau, der es möglich ist, in verschiedenen Paralleluniversen ihr Leben immer wieder aufs Neue anzutesten.

Malaya Takeda ist Toni in PARALLEL ME – ab 26. April auf Paramount+

Weshalb der Stolperstein – wenn diese hinreißende Serie denn einen hat – die erste Folge ist, die förmlich mit der Tür ins Haus fällt. Hier muss alles auf einmal auf den Tisch gelegt werden.

Man muss die Figuren kennenlernen, die doch nicht ganz simple Prämisse etablieren, dem Publikum das umfassende Regelwerk der Erzählung verständlich machen und gleich einmal eintauchen in eines der weiteren Leben der Heldin Toni, die zu Beginn nur deshalb die Identifikationsfigur ist, weil sie im Mittelpunkt der Erzählung steht und sie von der Entdeckung Malaya Stern Takeda aus „Love Addicts“ gespielt wird, deren faszinierendes Gesicht einen sofort fesselt, bis es dann im Verlauf der Serie auch ihre außergewöhnliche Vielseitigkeit und ihr besonderes Talent tun können.

Wirklich sympathisch ist sie einem erst einmal nicht, diese zunächst im besten Fall überfordert, im schlimmsten Fall arrogant und oberflächlich wirkende Change-Managerin, der bislang die Türen offenstanden in ihrem hektischen Erfolgsleben.

An einem folgenschweren Silvester schließen sie sich allesamt auf einmal. Präsentation in Dubai versemmelt, Job verloren, beste Freundin kündigt Umzug nach Südamerika an, Eltern haben ihr Kinderzimmer zur Sauna umfunktioniert und die eigentlich große Liebe hat mit einer anderen das erste Kind bekommen.

Malaya Takeda und Maria Schrader in PARALLEL ME

Malaya Takeda und Maria Schrader in PARALLEL ME

Womit wir – siehe Beginn der Review – bei Ariadne landen, gespielt von Maria Schrader in einem ihrer mittlerweile doch selten gewordenen Auftritte als Schauspielerin so wunderbar off-beat und anrührend, dass man sie nicht genug dafür loben kann. Sie stellt sich vor als „Viertelgöttin“, sieht aber in ihrem extravaganten Outfit eher aus, als wäre Eliza Doolittle von Vivienne Westwood eingekleidet worden.

Besagten Ariadnefaden hat sie verwoben in einem mächtig langen Schal, und wenn man einmal kräftig daran zieht, befördert man sich in eine parallele Welt, die von denselben Menschen bevölkert wird, die sich aber in jeweils völlig anderen Umständen befinden. Für Heldin Toni bedeutet das, immer wieder in neue Leben und Konstellationen schnuppern zu können, sich selbst immer wieder neu zu erleben und zu entdecken: als Insassin eines Frauenknasts, als deutscher Popstar in Thailand, als Surflehrerin auf Bali, als Punkerin und Drogendealerin in Berlin, als Business-Spießerin in Deutschland. Jede neue Existenz ist ein neues Abenteuer, in dem alles verhandelbar ist, Persönlichkeit, Lebensphilosophie, sexuelle Orientierung. Entsprechend sind auch die Menschen in ihrem Umfeld jedes Mal wieder anders, stehen anders zueinander.

Und eine fortwährende Einladung an die Gewerke hinter der Kamera, im Rahmen eines vermutlich überschaubaren Budgets neue Welten zu zaubern, die sich alle unabhängig voneinander anfühlen, aber doch miteinander verbunden sind. Ariadnefaden und so.

Was sich auch über die Besetzung sagen lässt, die man um Malaya Stern Takeda gruppiert hat, zunächst einmal David Kross als Tonis Flamme Jonas und Larissa Serah Herden als beste Freundin, dann aber auch Caroline Peters und Ulrich Noethen als Eltern oder Golo Euler als ihr Vorgesetzter und Chef.

Alles ist Spielmasse, und Jana Burbach holt ein Maximum an Möglichkeiten heraus, stets im Dienst der Entwicklung ihrer Hauptfigur, zum Schluss hin dann noch mit ein paar wilden Volten, die noch ein paar konzentrische Kreise mehr um den Handlungskern ziehen und andeuten, dass am Ende dieser erfüllenden Reise längst noch nicht alles erzählt, alles gezeigt, alles gedacht und alles gesagt ist.

THE SPOT – Thomas Schultze, 19.04.2025
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